MTB-Weltcup in La Bresse letzte Chance Olympia-Argumente zu sammeln


Sabine Spitz sollte den Olympia-Startplatz so gut wie sicher haben. Foto: Archiv/Thomas Weschta
Sabine Spitz sollte den Olympia-Startplatz so gut wie sicher haben. Foto: Archiv/Thomas Weschta
27.05.2016 | La Bresse (rad-net) - An der dritten Weltcup-Station der Cross-Country Mountainbiker im französischen La Bresse richtet sich die Aufmerksamkeit zum letzten Mal auf die Olympia-Qualifikation. Besonders spannend: Ein interner Dreikampf bei den deutschen Damen.

Vor Albstadt war es ein Dreikampf und nach Albstadt ist es wieder einer. Allerdings ohne Sabine Spitz. Nach Lage der Dinge ist die dreifache Olympia-Medaillengewinnerin raus aus dem Gefecht - in positiver Hinsicht. In drei Quali-Rennen in der Saison 2016 war sie dreimal die beste Deutsche und kann sich in La Bresse deshalb «entspannt zurücklehnen», wie sie das selbst formuliert hat. Das ist natürlich mehr auf die mentale Dimension gemünzt. Sabine Spitz wird in den Vogesen ihre hervorragende Form dennoch nützen wollen, um ihre vierte Position in der Weltcup-Gesamtwertung und ihre siebte in der Weltrangliste zu festigen. Vielleicht klappt es ja mit dem ersten Top-Drei-Resultat seit ihrem Sieg in Andorra 2013.

Wenn sich das Wetter allerdings so entwickelt wie aktuell vorhergesagt, reduziert das die Hoffnungen von Sabine Spitz etwas. Es könnte regnen, ziemlich viel sogar.

Spannend aus deutscher Sicht ist im Damen-Rennen (11:20 Uhr) der Kampf um den zweiten Startplatz. Das Ergebnis von La Bresse ist nicht die Entscheidungsfindung an sich, doch ein Top-Resultat wäre natürlich ein (letztes) gewichtiges Argument. Nachdem sich Spitz quasi herausmanövrierte, ist Elisabeth Brandau (Radon-EBE Racing) zum Teil eines Dreikampfs geworden. Sie hat als Siebte von Albstadt nicht nur die Norm geschafft, sondern war auch schneller als Helen Grobert (Ghost Factory Racing) und Adelheid Morath (BH-Sr Suntour-KMC).

«Eine Entscheidung zu treffen wird mehr als schwer», bekennt BDR-Sportdirektor Patrick Moster. Einfacher würde es vielleicht, wenn einer Fahrerin noch mal ein Knaller-Resultat gelingt. Andererseits: Wenn das bei matschigen Bedingungen geschieht, ist das für das olympische Rennen in Rio de Janeiro auch nicht unbedingt ein Anhaltspunkt. Und dort will man ja auf jeden Fall die Fahrerinnen am Start haben, mit den größten Aussichten.

Elisabeth Brandau versucht den Ball flach zu halten. «Ich muss meine Coolness behalten. Was die Norm angeht, habe ich keinen Druck mehr. Ich habe gezeigt, dass ich das Zeug dazu habe und endlich mal meine Trainingsleistungen in einen Weltcup umgesetzt», sagt Brandau.

Für Adelheid Morath ist durch ihre gesundheitlichen Beschwerden, wohl ausgelöst durch die strapaziöse Reise zum Weltcup nach Australien, eine schwierige Situation entstanden. «Wenn andere schneller sind, dann muss man das akzeptieren. Das ist Sport. Was mich frustriert ist, dass ich nicht zeigen kann, was ich drauf habe, dass ich das Gefühl habe, ich muss derzeit alles herschenken, was ich mir erarbeitet habe», sagt Adelheid Morath. Auch wenn aktuell vielleicht sogar Ruhe das Gebot wäre, sieht sie sich gezwungen ihrem Körper Höchstleistungen abzuringen. Die körperlichen Probleme, zu denen sie ich in der Öffentlichkeit nicht konkreter äußern will, sind auf jeden Fall gravierender als einfach ein Infekt. «Es ist ein schlechter Zeitpunkt für so was», meint die 31-Jährige.

Für La Bresse sei nicht damit zu rechnen, dass sich die Situation einschneidend verbessert. «Du weißt, Du hast eigentlich eine super Form und jetzt kriegst du eins ums andere Mal einen auf den Deckel. Das ist nicht gut für die Moral», bringt sie es noch einmal auf den Punkt.

Bei Helen Grobert scheint die Welt in Ordnung. Auch wenn sie durch Brandaus Olympia-Norm noch mal mehr unter Druck geraten ist. «Ich weiß, dass meine Form von Rennen zu Rennen besser wird und ich mich weiter steigern kann», meint die Freiburgerin. Auch Bundestrainer Peter Schaupp rechnet damit, dass die Freiburgerin am Sonntag in La Bresse «zulegen kann.»

Herren: Ein Schlecht-Wetter-Rennen würde Milatz in die Karten spielen
Bei den Herren (14:20 Uhr) ist die Ausgangslage nicht halb so prickelnd. Zwei Startplätze für die deutschen Herren sind es geworden, zwei Fahrer haben die Norm erfüllt: Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing) und Moritz Milatz (Kreidler Werksteam).

Dass Markus Schulte-Lünzum (Focus XC) in La Bresse noch die A-Norm (Top 10) erfüllt, käme einem Wunder gleich. Von Startplatz 77 sowieso. Simon Stiebjahn (Team Bulls) wendet sich wieder der Marathon-Disziplin zu und Martin Gluth (Novus-OMX) ist zu weit weg, als dass man mit ihm noch rechnen könnte.

Daher zeigt sich auch Moritz Milatz entspannt. «Ich mach' mir keinen Stress. Ich versuche aus meiner schlechten Startposition so viel wie möglich zu machen, will aber schauen, dass ich im Juni bei HC-Rennen in Gränichen und in Heubach Punkte sammle. Da ist das einfacher», meint der Freiburger.

Allerdings: Wenn es ein Schlecht-Wetter-Rennen wird, könnte die Stunde von «Regengott» Milatz schlagen. Das kann der Freiburger besonders gut. Im Gegensatz zu Manuel Fumic, der mit Laufpassagen so seine liebe Mühe hat.

«Den Infekt habe ich inzwischen gut weggesteckt. Das Rennen in Albstadt hat mir gut getan», zeichnet Fumic einen Hoffnungsschimmer an die Wand. Vielleicht habe der Albstadt-Weltcup jetzt die Wirkung gezeitigt, die er sich eigentlich schon eine Woche zuvor einem Wettkampf-Einsatz in England erhofft hatte. Den er dann aber wegen dem Infekt absagen musste. «Am Mittwoch habe ich noch mal härter trainiert und ich glaube, es geht in die richtige Richtung», meint der 33-Jährige, um die Erwartungen gleich zu relativeren. «Aber, dass ich vorne reinfahren kann, würde ich jetzt nicht behaupten.» Platz zehn wäre realistisch. Ohne Regen...

Der würde wiederum Lokalmatador Julien Absalon (BMC Racing) sehr entgegenkommen. Der war früher in Regenrennen unschlagbar und es wäre im Zwei- oder Dreikampf mit dem Fünfmal-Hintereinander-Sieger Nino Schurter (Scott-Odlo) und London-Olympiasieger Jaroslav Kulhavy sicher ein Vorteil.

Kein Vorteil wären nasse Bedingungen für Christian Pfäffle (Stevens MTB Racing), der in Albstadt quasi unter dem öffentlichen Radar mit Startnummer 128 auf 47 nach vorne gefahren ist. Für Bundestrainer Peter Schaupp ein Argument Pfäffle bei einer Leistungsbestätigung für eine WM-Nominierung in Betracht zu ziehen.

U23: Deutsches Quartett hofft auf Top-15-Resultate
Am Sonntagmorgen um 9 Uhr stehen die U23-Fahrer an der Startlinie des beschaulichen Städtchens westlich von Colmar. Der Deutsche Meister Georg Egger will an seinen siebten Platz von Albstadt anknüpfen und aus seiner nun guten Startposition (10) was machen. «Wieder in die Top Ten wäre super» meint Egger.

Max Brandl hofft seinen 16. Rang vom Heim-Weltcup noch etwas verbessern zu können. Regen wäre für ihn gewiss kein Nachteil. Und Luca Schwarzbauer (alle drei von Lexware) hofft sich an seinem EM-Ergebnis (Platz 9) orientieren zu können.

Der U23-EM-Vierte Ben Zwiehoff (Bergamont-Hayes), der in Albstadt eine Enttäuschung erlebte, ist guter Dinge, dass er das Blatt in La Bresse wieder wenden kann. «Ich bin mir sicher, dass ich in La Bresse wieder eine ähnliche Leistung wie bei der EM abrufen kann. Andernfalls habe ich danach fünf Wochen Zeit einen guten und bereits jetzt voll durchgeplanten Neuaufbau in Richtung WM und Weltcup Lenzerheide zu machen. Wo die Reise bei mir hingehen soll, haben wir alle bei der EM gesehen. Von daher bin ich relativ entspannt», lässt der Essener wissen.


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