Deutsche Four-Cross-Biker trumpfen auf: Göhler sensationell Weltmeister – Last und Marth mit Bronze


Aiko Göhler ist im italienischen Val di Sole Four-Cross-Weltmeister geworden. Foto: Erhard Goller
Aiko Göhler ist im italienischen Val di Sole Four-Cross-Weltmeister geworden. Foto: Erhard Goller
21.08.2015 | Val di Sole (rad-net) - Der Berliner Aiko Göhler ist am Freitagabend im italienischen Val di Sole Four-Cross-Weltmeister geworden. Göhler siegte in der nicht-olympischen Disziplin völlig überraschend vor dem Briten Luke Cryer und Benedikt Last aus Betzingen. Bei den Damen wiederholte die Cottbuserin Steffi Marth ihre Bronze-Medaille aus dem Vorjahr.

Die deutsche Four-Cross-Fraktion war völlig aus dem Häuschen. Einen Weltmeister-Titel gab es in dieser Downhill-Disziplin für den BDR noch nie. Dabei müssen die Spezialisten mit nur ganz wenig verbandlicher Unterstützung auskommen weil der Sport nicht olympisch ist. «Ich hoffe, wir bekommen künftig etwas mehr Unterstützung. Die Jungs haben sich echt ins Zeug gelegt», sagte BDR MTB-Koordinator Fabian Waldenmaier.

«Ich kann es noch gar nicht glauben. Weltmeister», schüttelte der neue Titelträger den Kopf. Aiko Göhler hatte bei den Herren am Donnerstag hinter dem Österreicher Hannes Slavik die zweitbeste Qualifikations-Zeit hingelegt. Er selbst sah sich deshalb nicht als Mitfavorit. «Nein, überhaupt nicht», wehrte er ab. «Meine Läufe waren immer so hart und ich habe nicht mal auf eine Medaille spekuliert. Es ging immer von Lauf zu Lauf.»

Tatsächlich wäre Göhler im Halbfinale beinahe gescheitert. Während Benedikt Last klar in Führung als Erster über die Ziellinie fuhr, gab es zwischen Göhler und dem Briten Scott Beaumont ein Foto-Finish. Beide standen im Zielraum und mussten annähernd eine Minute zittern, ehe Göhler als Zweiter eingeblendet wurde. Schon da jubelten die beiden Deutschen. Eine Medaille für den BDR war sicher.

Im Finale kam der Qualifikations-Schnellste und Favorit Hannes Slavik (Aut) als Erster aus dem Startgate. Benedikt Last lag direkt dahinter an zweiter Position und nach einer Sprungkombination versuchte er in einer offenen Kurve innen zu attackieren. Das misslang. Es kam zur Kollision, Slavik gingen zu Boden und Last verlor Geschwindigkeit. «Ich bin gerade noch dran vorbei gekommen», erzählt Göhler. Jetzt stand die Tür zum Titel weit offen. Göhler ließ nichts mehr anbrennen und siegte vor dem Briten Luke Cryer, der ebenfalls Nutznießer der Kollision war.

«Ich denke, Aiko kann mir ein Bier bezahlen», lachte Benedikt Last. «Hannes Slavik fand die Aktion ein wenig unfair, aber ich denke, da war genug Platz. Als ich lag ist die Stimmung oben geblieben, weil es Aiko war, der vorne war. Es ging dann nur noch drum zu retten, was zu retten war. Mehr war als Bronze war nicht drin, aber ich bin mehr als happy», kommentierte Last weiter.

Einer der ersten Gratulanten war der Deutsche Four-Cross-Meister Johannes Fischbach, der sich inzwischen aber auf Downhill konzentriert und im Val di Sole am Samstag das Weltcup-Finale bestreitet. Jonas Gauss komplettierte das großartige Ergebnis der deutschen Herren mit Rang 11.

Steffi Marth gewann zum zweiten Mal Bronze. Die Cottbuserin hat in diesem Jahr noch keinen Four-Cross bestritten. Sie ist eigentlich inzwischen zum Downhill gewechselt. «Ich habe mich in den letzten vier Wochen aber darauf vorbereitet», erklärte Marth. Sie erreichte souverän das Finale. Dort kam die Qualifikations-Schnellste Lucia Oetjen am schnellsten aus dem Gate und hielt die Führung bis zu der oben genannten Sprungkombination. Die Niederländerin Anneke Beerten sprang als einzige der Damen die so genannte «Pro-Line» und schoss an Oetjen vorbei. Sie ließ sich ihren dritten WM-Titel im Four-Cross nicht mehr nehmen.

Steffi Marth lag an dritter Stelle und nahm wahr, dass die Slowenin Monica Hrastnik gestürzt war. «Ich war mir bewusst, dass es eine Medaille wird und habe mich schon so drüber gefreut, dass ich gar nicht mehr attackiert habe. Ich meine, es geht hier so schnell, dann rutscht du weg und dann kann alles vorbei sein», berichtete Steffi Marth. So blieb es bei Rang drei, hinter Beerten und Oetjen. «Das ist perfekt, aber es hätte noch perfekter sein können», sagte Steffi Marth mit einem Lachen. «Ich war vielleicht zu nervös weil ich dieses Jahr noch keinen Four-Cross bestritten habe. Am Start hat es nie richtig geklappt, aber wieder WM-Bronze zu gewinnen ist schon cool.»

Die Stuttgarterin Katrin Karkhoff wurde im kleinen Finale Dritte und damit Siebte. Von der letzten Position ging sie noch an der Britin Natasha Bradley vorbei. «Ich habe zum ersten Mal überholt», freute sie sich. Das verwundert nicht, denn es war nach der Deutschen Meisterschaft in Betzingen erst der zweite Four-Cross-Wettbewerb für die etatmäßige Downhillerin.


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