Avancini sprintet bei Marathon-WM ins Regenbogentrikot


15.09.2018 | Auronzo di Cadore (rad-net) - Henrique Avancini hat bei den Marathon-Weltmeisterschaften in Auronzo di Cadore (Italien) für den ersten MTB-WM-Titel für Brasilien gesorgt. Der Cannondale-Profi gewann nach 5:08:28 Stunden im Sprint gegen den Österreicher Daniel Geismayr von Centurion-Vaude. Bronze ging an den Kolumbianer Hector Leander Paez (+7,3 Sekunden). Bester Deutscher wurde Andreas Seewald (Rocklube Revolutional) auf Rang acht (+5:41).

Die 102 Kilometer in den Dolomiten waren die erwartet schwere Prüfung und dennoch kam es nach über fünf Stunden zu einer Sprintentscheidung einer Dreier-Gruppe.

In diesem Trio war Henrique Avancini am Berg vielleicht ein wenig schwächer als Geismayr und Paez, doch das Ziel war im Tal und so hatte Avancini vom höchsten Punkt, dem Rifugio Auronzo auf knapp 2400 Metern Höhe nach etwa 63 Kilometern genügend Zeit die 30 Sekunden Rückstand auf Geismayr und Paez wieder zu schließen. Avancini war mit einem Fully unterwegs.

«Ich habe mich extrem gut gefühlt und war der Meinung, dass ich am Berg der Stärkste bin und auch Paez im Griff habe. Aber es ist immer blöd wieder zusammen gelaufen, ich bin nie richtig weg gekommen», erzählte Geismayr.

Nachdem zum zweiten Mal der Col de Varda (km 72) bezwungen war ging es fast nur noch bergab, so dass die Entscheidung erst im Finish fiel. Die Konkurrenz, vor allem in Form des Schweizers Mathias Flückiger (Thömus RN Racing), kam noch mal etwas näher, doch langsam waren die drei Medaillengewinner vorne auch nicht.

«Paez konnte ich schlagen, aber gegen den Cross-Country-Fahrer Avancini war ich am Schluss zu müde«», erklärte Silbermedaillengewinner Geismayr, der im Vorjahr in Singen Bronze geholt hatte.

Dass sich Henrique Avancini zum ersten brasilianischer Weltmeister auf dem Mountainbike kürte, ist indes kein Zufall. Vor einer Woche belegte er bei der Cross-Country-WM Rang vier und gemeinsam mit Manuel Fumic hat er bereits einige Cape-Epic-Etappen gewonnen.

Seewald: Immer besser in Tritt gekommen
Dass Andreas Seewald am Ende bester Deutscher war, kam nicht überraschend. In den vergangenen Wochen, vor allem seit seinem Sieg beim Klassiker Grand Raid in der Schweiz, musste man mit ihm rechnen. In seinem Statement bezog sich der Lenggrieser auch darauf. «Die Wattwerte waren heute nicht so stark wie beim Grand Raid, aber auch noch gut. Mit meinen Ergebnis bin ich super zufrieden», sagte Seewald.

Zu Beginn und das vor allem im ersten, extrem steilen Anstieg zum Monte Agudo, hätte er mit seinem Fully noch Mühe gehabt. Doch dann kam Seewald immer besser in Tritt. «Ich bin dann eine Weile mit Stiebi (Simon Stiebjahn, Anm. d. Red.) gefahren und er hat mir im Trail eine gute Spur vorgefahren», berichtete Seewald. «Im Aufstieg zur Auronzo-Hütte hat sich die Spitzengruppe dann komplett auseinander gezogen. Mir ging es immer besser und ich konnte dann noch zwei Leute überholen.»

Stiebjahn fährt konstant und verpasst sein Ziel nur knapp
Simon Stiebjahn (Team Bulls) verfehlte die angepeilte Top-Ten-Platzierung um einen Rang, war aber mit sich und dem elften Platz (+10:58) doch «sehr zufrieden». Bis zum Anstieg zur Auronzo-Hütte gehörte er auch noch zur 14-köpfigen Spitzengruppe. «Ich bin ein konstantes Rennen gefahren und konnte vorne immer wieder aufschließen. Ich habe mich durchweg gut gefühlt», erklärte Stiebjahn. Er bestätigte die Einschützung, die es vorher schon gegeben hatte. «Das war brutal schwer, mit das Härteste, was ich jemals gefahren bin», so der Marathon-DM-Dritte.

Jochen Käß (+16:09) und Markus Kaufmann (+16:21) belegten die Ränge 27 und 30.

Die ersten 40 Kilometer seien «nach Plan gelaufen», so Käß, doch dann habe er Rückenprobleme bekommen. «Ich konnte dann nur noch mein Tempo fahren und habe Plätze verloren», erklärte Käß.

Markus Kaufmann war ohne große Erwartungen angetreten, nachdem er vor Wochenfrist gar nicht hatte starten wollen. Es hätte ziemlich schlecht für ihn begonnen, so der Deutsche Vize-Meister. Auf der Startrunde gab es einen Massensturz, in den übrigens auch Titelverteidiger Alban Lakata (Canyon-Topeak) verwickelt war. «Ich denke, ich hatte am Anstieg schon fast eine Minute Rückstand. Ich bin mein Tempo gefahren und hinten raus lief es immer besser. Dafür, dass ich letzte Woche gar nicht starten wollte, bin ich jetzt doch froh. Ich hatte großen Respekt vor der Strecke und denke, ich habe das Beste draus gemacht», kommentierte Kaufmann.

Lakata: Nicht ganz bei der Sache
Der entthronte Titelverteidiger Alban Lakata zeigte sich überrascht, dass es nur für Rang zwölf (+11:06) gereicht hat. «Es war nicht mein Tag, vielleicht waren die Erwartungen zu hoch. Ich habe mich eigentlich super gefühlt, aber der Rennsport ins kein Wunschkonzert», so Lakata. Er sei «ein Kopfmensch» und wenn er «nicht bei der Sache» sei, dann würde auch kein entsprechendes Resultat herauskommen. Die Hintergründe ließ er offen.


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